2008
Sucht, 54 (Sonderheft 1), S47-S56
Ziel: Mit dem Epidemiologischen Suchtsurvey (ESA) 2006 werden die seit 1995 in Deutschland vorgenommenen Beobachtungen zum Arzneimittelgebrauch fortgesetzt. Untersucht werden Gebrauchsprävalenzen, medikamentenorientierte Einstellungen sowie Trends im Gebrauch von Arzneimitteln. Methodik: Die Datenerhebung an einer Zufallsstichprobe der 18- bis 64-jährigen Allgemeinbevölkerung (n=7.912) erfolgte durch postalische und telefonische Befragung (Mixed Mode Design). Die Antwortrate betrug 45%. Ergebnisse: Insgesamt berichteten 64,1% der 18- bis 64-jährigen die Einnahme mindestens eines der gelisteten Arzneimittel in den letzten 12 Monaten und 4,7% der Befragten zeigten Muster eines problematischen Gebrauchs. Frauen (71,3%) und Personen höherer Altersgruppen nahmen mehr Medikamente ein als Männer (57,0%) oder jüngere Personen und tendierten häufiger zu einem problematischen Umgang mit Arzneimitteln (Frauen: 5,6%; Männer: 4,0%). Der über die letzten zehn Jahre zu verzeichnende Rückgang der Gebrauchszahlen für Schlaf- und Beruhigungsmittel, Anregungsmittel sowie für Appetitzügler stagniert auf reduziertem Niveau. Der Konsum von Antidepressiva hat sich seit 2000 signifikant von 2,3% auf 3,0% erhöht. Schlussfolgerungen: Obwohl sich die überwiegende Zahl der Arzneimittelanwendungen auf einen gelegentlichen Gebrauch beschränkt, sind medikamentenbezogene Störungen und problematische Gebrauchsmuster relativ weit verbreitet. Eine weitere Sensibilisierung für den Problembereich auf Seiten der verordnenden Ärzte sowie der Arzneimittelkonsumenten erscheint dringend erforderlich.
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