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Herbst, K., Kraus, L., Scherer, K.

Repräsentativerhebung zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen bei Erwachsenen in Deutschland. Schriftliche Erhebung 1995

1996

Bundesministerium für Gesundheit

Nach der Neukonzeption der Bundesstudie zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen richtet sich der Schwerpunkt der Befragung auf die Erfassung der Prävalenz und der Folgen des Konsumverhaltens bei Erwachsenen in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre. Nach der ersten telefonischen Befragung 1994 fand nach dem neuen Konzept 1995 eine schriftliche Befragung von 7833 deutschsprachigen Personen statt. Die Ausschöpfungsquote lag bundesweit bei 65% (alte Länder: 64.8%; neue Länder: 66.0%).

Illegale Drogen: In den alten Bundesländern haben 14.6%, in den neuen Ländern 4.0% der befragten 18 bis 59jährigen mindestens einmal im Leben illegale Drogen genommen (Lifetime-Prävalenz). Hochgerechnet auf die Wohnbevölkerung (WB) entspricht dies in Westdeutschland 5.8 Mio. und in Ostdeutschland 370 000 Personen. In den letzten 12 Monaten vor der Erhebung (aktuelle Prävalenz) haben in Westdeutschland 5.4% der Befragten (WB: 2.1 Mio.) Drogen genommen, in Ostdeutschland liegt der Anteil bei 1.9% (WB: 170 000). Bei den 18 bis 39jährigen hat sich in Westdeutschland der Anteil der Drogenerfahrenen seit 1990 von 18.4% auf 21.8% erhöht. In Ostdeutschland ist die Lifetime-Prävalenz dieser Altersgruppe seit 1990 von 1.1% auf 7.1% gestiegen. Von 1994 (telefonische Befragung) auf 1995 ist sie um zwei Prozentpunkte von 5.1% auf 7.1% gestiegen. Die Schätzwerte für die aktuelle Prävalenz (letzten 12 Monate) illegaler Drogen haben sich im Vergleich zu 1990 ebenfalls erhöht: in Westdeutschland um 4.4 Prozentpunkte auf 9.5%, in Ostdeutschland um 2.7 Prozentpunkte auf 3.5%. Der größte Teil der Drogenerfahrung in Deutschland bezieht sich auf den Konsum von Haschisch/Marihuana. Eine Konsumfrequenz von mindestens 60mal im letzten Jahr zeigt sich bei 20% der Konsumenten (WB: 420 000). Etwa 240 000 Personen nehmen regelmäßig Haschisch (mindestens 200mal im letzten Jahr). 5.2% (WB: 200 000) der Befragten, die bisher ausschließlich Haschisch konsumiert haben (WB: 3.8 Mio.), geben mindestens eine negative Konsequenz des Haschischkonsums an (z.B. Probleme mit Freunden, Finanzen, Gesundheit etc.). Von denen, die den Konsum aufgegeben haben, nennen 31% (WB: 930 000) mindestens eine eingetretene oder erwartete negative Auswirkung als Grund (z.B. Gesundheitsschädigung, Angst vor Abhängigkeit etc.) (vgl. Kap. 4).

Alkohol: Der Anteil der Personen mit „schädlichem“ Alkoholgebrauch (Männer mindestens 40g, Frauen mindestens 20g Reinalkohol pro Tag) beträgt bei Männern 15.1% im Westen und 20.5% im Osten, bei den Frauen 10.0% bzw. 10.5%. Symptome als Folge des Alkoholkonsums werden von Männern häufiger genannt als von Frauen. Nach den Mengenangaben sowie nach den angegebenen Symptomen ergeben sich insgesamt ca. 6.5 Mio. Personen mit problematischem Alkoholgebrauch (vgl. Kap. 5).

Medikamente: Hinsichtlich des Gebrauchs von Medikamenten mit psychoaktiver Wirkung lassen sich zwischen West- und Ostdeutschland keine systematischen Unterschiede feststellen. 16% der Befragten (Frauen 19.3%, Männer 12.8%) geben an, im letzten Monat mindestens einmal pro Woche solche Medikamente eingenommen zu haben. Frauen geben dies mit 19.3% häufiger an als Männer mit 12.8%. Der Medikamentenkonsum nimmt mit dem Alter zu, vor allem in der Altersgruppe ab 40 Jahre ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (vgl. Kap. 6).

Tabak: Der Anteil der Raucher beträgt bei den Männern im Westen 42.1%, im Osten 44.7%, bei den Frauen 29.5% bzw. 29.0%. Bezogen auf alle Befragten rauchen im Westen 21% und im Osten 22% der Männer mindestens 20 Zigaretten am Tag; bei den Frauen sind dies im Westen 11% und im Osten 5%. Hochgerechnet auf die Wohnbevölkerung ergeben sich 7.5 Mio. starke Raucher. 83% aller Befragten fordern rauchfreie Zonen in Gaststätten, 81% ein Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln, 69% in öffentlichen Gebäuden und 63% am Arbeitsplatz. Ein Verbot der Tabakwerbung befürworten 60% (vgl. Kap. 7).

Gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit